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Thema: "Fehler machen und zugeben" Antwort schreiben Eine Ebene höher
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Verweis zu diesem Beitrag  Patlekat

Ich habe vergangenes Jahr meinen völlig gesunden Sohn mit 14 Jahren beerdigen müssen, als 6 Tage nach einer Zahnsanierung (Zahnstein und ein Loch) unter Vollnarkose ein multiples Organversagen -aufgrund Aspiration nebst Blutvergiftung- zum Tode führte. Der Mitverursacher steht für mich mangels ausreichender Überwachung fest, getroffene Aussagen zum Ablauf der Behandlung meiner Meinung nach zwischenzeitlich mit einem Maulkorb verhängt. Warum dürfen Ärzte keine Fehler machen und dann dazu stehen, ist dass vielleicht, weil eine Entschuldigung ein Schuldeingeständnis ist, eine "Erniedrigung", man zeigt "Ich habe Fehler gemacht, ICH, dass kann nicht sein, so etwas passiert mir nicht, niemals. Es geht immer um das Fremd- und Selbstbild: So lange ich den Fehler nicht zugebe bin ich theoretisch noch fehlerfrei. Vielleicht findet der andere noch eine andere Begründung für das Geschehene... aber sobald das Schuldeingeständnis da ist, ist es eindeutig: Ich bin schuldig, habe mein Gegenüber geschadet- das ist quasi das Schlimmste was einem Menschen in unserer Gesellschaft passieren kann. Finde ich nicht, Fehler zugeben ist eine Stärke, jeder kann Fehler machen, auch Ärzte, gerade bei dem "mörderischen" Arbeitsanfall, es ist nur die Frage, wie gehe ich damit um. Geld bringt mir mein Kind nicht zurück, aber ein Fehlereinräumung steht unserem Kind wohl zu. Ein Vater.
Di 17 Mär 2009 19:36
Verweis zu diesem Beitrag  Dr. Großes Rad

Der Umgang mit Fehlern ist auch ein rechtliches Problem. Ärzte bringen sich in Schwierigkeiten, wenn sie zu schnell Fehler zugeben, da die Versicherungen sie dann nicht mehr versichern oder enorme Summen fordern. Hier müßte auch für die Ärzte Rechtssicherheit geschaffen werden. Für uns Ärzte ist es auch schlimm, wenn - wir sind alle nur Menschen - Dinge schief laufen. Bei Ihrem Sohn ist das sehr tragisch, für Sie eine wahre Katastrophe, für den betroffenen Kollegen vermutlich aber ebenfalls eine schlimme Situation. Hier müßte der Gesetzgeber handeln, dass hier eine andere Fehlerkultur möglich wird.
Di 30 Jun 2009 17:01
Die Mächte der Dunkelheit scheuen das Licht
Verweis zu diesem Beitrag  patientin

Ärzte können einen Behandlungsfehler nicht zugeben, dürfen es nicht, das verlangt ihre Versicherung von ihnen.
Ich habe selbst eineinhalb Jahre gekämpft, um die Anerkennung eines Behandlungsfehlers. Bis ich dann begriffen habe, ich kämpfe nicht mit oder gegen den Arzt, nein, ich kämpfe gegen eine Versicherung und den Kampf kann ich nicht gewinnen. Ein Anwalt hat mir gesagt, Arzthaftungsrecht, nein das übernehme er nicht, das tut er sich nicht an, das wäre "knüppelhart".
Ich habe dann aufgegeben.
Fertig bin ich damit nicht, werde ich wohl auch nie, aber ich habe irgendwie meinen Frieden wieder gefunden. Ich will ja weiterleben.
Mi 12 Aug 2009 14:46
Verweis zu diesem Beitrag  hope

das mit dem zugeben von Fehlern bei der Ärzteschaft wurde aufgehoben.In keinem anderen Bereich wird so menschenverachtend mit Fehlern umgegangen wie in Gesundheitswesen. Ich möchte auch behaupten es gibt einen Unterschied zwischen Fehler machen. Ich stelle hier gleich die Frage; wieviel Überlastungsanzeigen wurden von Ärzten an den Geschäftsführer oder die Klinikleitung gestellt? Wie ist der Umgang mit Missständen im Gesundheitswesen und Kliniken? Wenn Fehler nicht zugegeben werden dürfen können sie nicht beseitigt werden sondern werden vertuscht, bis zur nächsten menschlichen Tragödie.
Den angehenden Ärzten wird vom ersten Tag an in ihrem Studium eingeredet, dass Todesfälle zum Berufsalltag dazugehören!
Ich mache hier einen Unterschied- es gibt Fehler die selbst produziert werden, fehlende Berufsethik, Faulheit, Arroganz, fehlendes/mangelndes Fachwissen, Selbstüberschätzung junger Ärzte, die Bereitschaft sich über Vorschriften hinwegzusetzen....
Da ich selbst im Gesundheitswesen tätig war weis ich um solche Geschehnisse. Denn es gibt keine Rechtssicherheit für Menschen die Missstände anzeigen. "Whistleblower" (dt. Alarmschlagen) gibt es ganz bestimmt die all die Missstände unter denen Patienten und das Pflegepersonal leiden, z.T. mit schwerwiegenden Folgen.
Ich trage die Konsequenzen für meinen unermüdlichen Einsatz mit Arbeitsplatzverlust, mit Beschimpfungen und Demütigungen. Ich werde als Querulantin dargestellt, Nestbeschmutzer... was mich weitaus mehr zu schaffen macht ist die Tatsache, dass ich von Behördenmitarbeitern psychiatrisiert werde und nach dem tragischen Tod meines Sohnes die Psychopathologie bei mir und nicht bei den Verurschern gesucht wird. Mein Sohn Maximilian verstarb an einer unbehandelten Sepsis ( Waterhouse-Friedrich-Syndrom) Weil zwei Mediziner (Assistenzärztin und ein noch nicht Mediziner) ihre Handlungskompetenzen überschätzt hatten. Sie nicht in der Lage waren sich Unterstützung eines anderen Diensthabenden Arztes zu holen.
Ich selbst bin der Meinung, dass egal wie die Umstände sind, versuche deshalb durch meine eigene Person keinen Schaden gegenüber den mir anvertrauten Bew./Pat. zuzufügen. Egal wie die Arbeitszustände sind.NIemand sollte aus Frust und Wut über seine eigene Situation andere in Gefahr bringen.
Wenn Ärzte von mir Verständnis einfordern möchte ich umgekehrt, dass sie uneingeschränkt Auskunft geben über ihr Handeln. Wieso es zu dieser tödlichen Tragödie mit meinem Sohn kommen konnte. Es gibt zu viel Medizingeschädigte und Todesfälle in der Medizin.
eine verzweifelte und wütende Mutter
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bearbeitet:
Di 15 Sep 2009 08:08
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