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Hausärztemangel in Hessen hausgemacht


Schon jetzt besteht in einigen Regionen Hessens ein Hausarztmangel, der sich in den nächsten Jahren durch Berentung älterer Kollegen dramatisch verschärfen wird. Eigentlich müssten Kassenärztliche Vereinigung (KV) und Ärztekammer fieberhaft daran arbeiten, junge Ärzte für die Tätigkeit als Hausarzt im Land zu gewinnen.



Das
(...) Gegenteil ist leider der Fall. Als junger, in Oberhessen geborener Arzt, der nach 6 Jahren Studium und 4 Jahren Weiterbildung in Berlin zum letzten Jahr seiner Weiterbildung nach Hessen zurückkommen wollte, habe ich erfahren müssen, dass uns diese Organisationen bloß Steine in den Weg legen.



Da die meisten Ärzte im niedergelassenen Bereich kein angemessenes Gehalt für junge Kollegen in Weiterbildung bezahlen können, wird die Weiterbildung von den Krankenkassen und der KV mit 2040 Euro im Monat gefördert. Die KV Hessens weigerte sich, diese Gelder für mich zu bezahlen, da in Hessen nur kürzere Zeit (max. 24 Monate) gefördert wird als in anderen Bundesländern. Zum Glück erklärte sich ein Arzt aus der Region Marburg bereit, mir aus eigener Tasche ein angemessenes Gehalt zu bezahlen.



Doch kurz danach platzte die nächste Bombe: Hessen wird mich im Gegensatz zu Berlin nicht zur Facharztprüfung 2009 zulassen. Wegen einer kleinen Regelabweichung müsse ich in Hessen noch eine „Extrarunde“ von mindestens 6 Monaten Weiterbildung in der Klinik absolvieren. Auf meine Bitte, doch Berliner Recht anzuwenden, da ich 4/5 meiner Weiterbildung dort gearbeitet habe, reagierte der Verantwortliche der Frankfurter Ärztekammer Dr. Karnosky eiskalt: Vorschrift sei Vorschrift und welche Konsequenz ich daraus ziehe, sei ihm egal.



Meine Konsequenz war, eine Stelle in Baden-Württemberg anzunehmen, wo man mich mit offenen Armen empfangen hat. Weder Fördergelder noch Prüfungszulassung waren ein Problem und der Umgangston war um Längen freundlicher. Da das letzte Jahr der Weiterbildung entscheidend ist, um Kontakte zur Niederlassung zu knüpfen, weiß ich nicht, ob ich danach wieder nach Hessen zurückkehre.



Da mir mein Heimatland am Herzen liegt, möchte ich aber, dass sich für künftige junge Kollegen etwas ändert. Statt erbsenzählerischer Auslegung der ohnehin schon komplizierten Weiterbildungsordnung brauchen wir Pragmatiker, die uns ermutigen, den Weg des Hausarztes einzuschlagen. Kammer und KV werden immer mehr zum Instrument der Besitzstandswahrung einiger etablierter Ärzte, die sich Konkurrenz junger Kollegen vom Hals halten wollen. Unsere Gesellschaft sollte sich daher fragen, ob sie diesen Organen weiterhin die sensible Aufgabe der Weiterbildung ihrer künftigen Ärzte anvertrauen will. In anderen Staaten, wie z.B. Frankreich, kommt durch effektive staatliche Weiterbildungsprogramme ein Ärztemangel gar nicht erst zustande.


Autor: Dr. Heuteufel





Kommentare zu dieser News:

Datum: Fr 07 Okt 2011 04:58
Von: KV-Vergifteter


Eine der intelligentesten Frauen der Welt, Marilyn Vos Savant, verheiratet mit Dr. Jarvic, Kunstherzerfinder/-konstrukteur, schreibt in einem ihrer Veröffentlichungen sehr richtig: \"Werde Spezialist, oder du bekommst keinen Job\". Das gilt auch für die hehre \"Laufbahn Hausarzt\"