W E R B U N G
Arbeitsbedingungen besser?


Von wegen die Arbeitsbedingungen der Ärzte haben sich deutlich verbessert. Davon ist bei uns in der Klinik nicht viel zu spüren. Teilweise sogar im Gegenteil. Statt 24-Stunden-Diensten am Stück haben wir jetzt zwei oder drei Nächte in Folge à 13 Stunden, insgesamt bis zu sieben Nächte im Monat. Lange Tagdienste von 12 Stunden zum Überbrücken bis zum Nachtdienst fallen ein- bis zweimal pro Woche an. Zusätzlich noch Wochenenddienste. Insgesamt arbeiten wir Assistenzärzte in meiner Abteilung an drei bis vier Wochenenden zu irgend einer Zeit. Man kann sich damit an bis zu 14 Abenden und fast keinen Wochenende etwas vornehmen, da man arbeitet und danach bald schon erschöpft ins Bett fällt. Neues Personal wurde nicht eingestellt. Nein! Bei uns wurde sogar eine Stelle gestrichen. Selbst formell wird bei uns das Arbeitszeitgesetz nicht eingehalten, auch wenn wir mit einem auf das halbe Jahr gerechneten Schnitt mit 50 bis 52 Wochenstunden im Vergleich zu anderen Häusern noch ganz gut liegen. Doch bei Spitzenarbeitszeiten bis zu fast 70 Stunden (Bereitschaft Stufe D mitgerechnet) und ständigen Wechselschichten steuert man kontinuierlich auf einen Burn out zu. Die Rechnungen am grünen Tisch sind sowieso Quatsch. Man fühlt sich ja auch nicht im Durchschnitt wohl, wenn man mit einem Fuß in 5 Grad kalten und mit dem anderen in 75 Grad heißen Wasser steht, nur weil der Schnitt 40 Grad ergibt. Eine ausgeglichene Work-Life-Balance gibt es nicht, die Arbeit nimmt zu viel Raum ein. Viele, mich eingeschlossen, denken an einen Berufswechsel oder zumindest einen Rückzug aus der Patientenversorgung, da es derzeit kaum Perspektiven gibt.


Autor: Tabaluga