W E R B U N G
Nicht nur Vorteile als Privatpatient


Ja, es hat bestimmt einige Vorteile, in diesem System Privatpatient zu sein. Aber eben auch Nachteile: Chefärzte waren oft die letzten Jahre nur mit Verwaltungskram beschäftigt und sind, was die Therapie angeht gegenüber ihren Oberärzten nicht mehr auf dem neuesten Stand und weniger routiniert. Die (...) "Chefarztbehandlung" ist also nicht immer ein Vorteil. Außerdem bekommen Privatpatienten oft unnötige oder gar gefährliche Diagnostiken und Therapien, da deren Kasse eben alles bezahlt. Drittens führen die Kassenärztlichen Vereinigungen, die zwischen den öffentlichen Kassen und den Ärzten stehen, Qualitätskontrollen durch, die es im privaten Sektor nicht gibt. Eine ehemalige Chefin von mir konnte z.B. mit ihrem museumsreifen Ultraschallgerät, auf dem man eigentlich nur weißes Rauschen erkennen konnte, noch Privatpatienten schallen und wurde dafür fürstlich bezahlt. Für die Abrechnung von Untersuchungen bei Kassenpatienten hatte sie ihre Lizenz schon lange verloren. Für Kassenpatienten gibt es strukturierte Behandlungsprogramme für chronische Erkrankungen, die sogenannten Disease Management Programme (DMPs), durch die Mindeststandards der Therapie eingehalten werden sollen, für Private gibt es nichts vergleichbares. Für Kassenpatienten gibt es feste Schemata von Vorsorgeuntersuchungen - für Herz-Kreislauf, Hautkrebs und vieles mehr. Private Kassen sind bei der Motivation ihrer Patienten zu Vorsorgeleistungen eher zurückhaltend, obwohl sie es natürlich auch anbieten müssen. Das Problem Kassen- versus Privatmedizin ist also durchaus differenziert zu betrachten. Das im Artikel beschriebene Beispiel, in dem der Zeitpunkt der Behandlung einer lebensbedrohlichen Krankheit vom Versicherungsstatus abhängt, ist natürlich ein Skandal.


Autor: Dr. Heuteufel