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Offener Brief an die Vorsitzenden der CDU und SPD
Offenbach, den 30.06.2009
Sehr geehrte Frau Dr. Merkel, sehr geehrter Herr Steinmeier,
ich erlaube mir, Ihnen von einer Podiumsdiskussion zu berichten, auf der Vertreter Ihrer beiden Parteien einen nahezu peinlichen Eindruck hinterließen.
Anlässlich des 7. Hessischen Hausärztetages fand am 27. 6. 2009 eine Podiumsdiskussion zum Thema der Hausärztlichen Versorgung in Deutschland statt.
Als Podiumsgäste waren eingeladen und hatten verbindlich zugesagt Frau Dr. Reimann, SPD, Herr Spahn, CDU, Herr Bahr, FDP, Herr Dr. Bialas, Gesundheitsberater Hamburg und Herr Weigeldt, 1. Vorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes. Moderiert wurde diese Diskussion von dem Chefredakteur einer überregionalen Tageszeitung für Ärzte.
11 Wochen vor dem Hausärztetag zog Herr Spahn, 3 Wochen vorher zog Frau Dr. Reimann ihre Zusage zurück, mit hessischen Hausärztinnen und Hausärzten über dieses Thema zu diskutieren. Als Vertreter wurden Frau Dr. Ober, SPD und Herr Dr. Bartelt, CDU von Ihren Parteien ausgewählt.
Dabei zeigten sich sowohl Herr Dr. Bartelt als auch Frau Dr. Ober in einer nahezu peinlichen Art und Weise zu Fragen des Gesundheitswesens nicht informiert, so dass es dem Moderator als auch den anderen Podiumsgästen Herrn Bahr, Herrn Dr. Bialas und Herrn Weigeldt schwer fiel, zu einer sachlichen und kompetenten Erörterung um die strittigen Themen im Gesundheitswesen zu kommen. Von den politischen Parteien stand lediglich der Vertreter der FDP als ernst zunehmender Gesprächspartner zur Verfügung.
Der Veranstalter musste erfahren, dass Bundestagsmitglieder der CDU und der SPD Achtung und Höflichkeit vermissen ließen durch ihre kurzfristigen Absagen. Die 200 Gäste im Saal, die sich eine Information der CDU und der SPD zu Fragen ihrer beruflichen Zukunft erhofften, erlebten Vertreter zweier großer Volksparteien, die unmittelbar vor den Wahlen in ihrer Unwissenheit zu den Problemen im Gesundheitswesen schon fast arrogant und unbeteiligt wirkten. Als Zuhörer musste man sich gegen den Eindruck wehren, im Landtag oder Bundestag stimmen gewählte Volksvertreter über Themen ab, zu denen sie nicht einmal eine eigene Sachmeinung , geschweige denn, den politischen Kurs ihrer Parteien verstanden haben.
So fiel es Herrn Bahr nicht schwer, zu beweisen, dass er als Vertreter der FDP umfassend informiert war und Lösungsansätze zu den Problemen der Gesundheitsversorgung erarbeitet hatte. Frau Dr. Ober und Herr Dr. Bartelt zeigten in einer beschämenden Art und Weise, dass sie lustlos und inkompetent zu einer ihnen auferlegten Veranstaltung erschienen waren.
Sehr geehrte Frau Dr. Merkel, sehr geehrter Herr Steinmeier, mit diesem Auftritt haben Vertreter Ihrer Parteien Wählerstimmen förmlich verschleudert. Die Hausärzte in Hessen gehören sicher nicht mehrheitlich der Gruppe von Wechselwählern oder gar Nichtwählern an. In ihrem beruflichen Umfeld kann man sie sicher auch als Meinungsbildner bezeichnen. Es ist zu erwarten, dass dieser ungünstige Eindruck in den nächsten Tagen und Wochen auch in deren Praxen mit den Patienten thematisiert werden wird.
200 Hausärztinnen und Hausärzte in Hessen fragen sich, ob die SPD und die CDU überhaupt noch als Volksparteien zu bezeichnen sind, wenn deren Vertreter es an Ernsthaftigkeit in der Auseinandersetzung mit aktuellen Themen und damit an Achtung vor den Wählern vermissen lassen.
Verstehen Sie mich nicht falsch: es geht hier nicht um die andere Meinung, nicht um politische Mehrheiten oder Durchsetzbarkeiten, sondern um das Bemühen, Probleme zu erkennen und Lösungen zu erarbeiten.
Der Veranstalter musste erfahren, dass sein Bemühen um Kompetenz und Sachlichkeit und damit um die Qualität seiner Veranstaltung, konterkariert wurden durch die Lustlosigkeit zweier Vertreter von SPD und CDU. Er fühlte sich fast gezwungen, sich bei den Podiumsgästen Herrn Bahr, Herrn Weigeldt, Herr Dr. Bialas, dem Moderator und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Hessischen Hausärztetages zu entschuldigen.
Er wird sich in Zukunft überlegen müssen, bei den politischen Diskussionen Podiumsgäste einzuladen, die der FDP und den Grünen angehören, weil er offensichtlich bei den Vertretern dieser Parteien mehr Zuverlässigkeit und mehr Einsatz für eine sachliche Diskussion voraussetzen darf.
Es sei mir erlaubt zu fragen, ob bei der großen Zahl von Nichtwählern die Vertreter der großen Parteien schon so bequem geworden sind, dass sie davon überzeugt sind, dass nicht die Qualität ihrer politischen Arbeit, sondern die eigene Stammwählerschaft ausreichend ist, die Mehrheiten zu bekommen, die sie benötigen, um im Amt zu bleiben.
Dr. Eckhard Starke, Facharzt für Allgemeinmedizin, Palliativmedizin/ Notfallmedizin,
63071 Offenbach, Lichtenplattenweg 85
Autor: Dr.Eckhard Starke
Kommentare zu dieser News:
Datum: Sa 18 Jul 2009 16:09 |
Von: Gudrun John
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Habe aus eigener Betroffenheit die SHG gegründetund habe zwei Podiumsdiskussionen mit Daniel Bahr FDP. Reinhard Schutz SPD und Vertretern der GKV, KV, Ärzten und der Selbsthilfe organisiert. Auch bei mir hat Herr Spahn kurz vorher abgesagt??? |
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