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Förderung der Allgemeinmedizin: Geld ist nicht alles!




Stellungnahme der Jungen Allgemeinmedizin Deutschland (JADe)

zum Leitartikel „Warten auf den Hausarzt“,

Das Deutsche Ärzteblatt (DÄ) 49/09 vom 4.12.2009



Autoren: Michael Freitag(1), Jost Steinhäuser (2), Verena Dicke (3),

Eckart Blauth (4), Thomas Maibaum (5), Johanna Eras (6), Christian Haffner (7)


1 Weimar, ThuJA (Thüringer Junge Allgemeinmedizin), http://www.thuja-online.de

2 Heidelberg, FORUM Weiterbildung

3 Berlin, WABe (Weiterbildung Allgemeinmedizin Berlin), http://www.wabeonline.de

4 Tübingen, Vasco da Gama Movement, http://www.vdgm.eu

5 Rostock, JADe-Regionalgruppe Mecklenburg-Vorpommern

6 Nürnberg, JADe Franken

7 Frankfurt, HESA (Hessische Allgemeinmedizin), http://www.hessische-allgemeinmedizin.de


Korrespondenzadresse: JA-De@gmx.de

Homepage: www.jungeallgemeinmedizin.de



"...Money is not the only consideration, however. Medical career choice involves many factors..." (Steinbrook, NEJM 2009 ) (1)


Das Deutsche Ärzteblatt(DÄ) hat in seiner Ausgabe 49/09 die Förderung der allgemeinmedizinischen Weiterbildung zentral platziert (2). So begrüßenswert und wesentlich die geplante Aufstockung der Fördersumme grundsätzlich ist, vermissen wir als Vertreter der Jungen Allgemeinmedizin Deutschland (JADe) einige wichtige Aspekte, um dem Thema Weiterbildung in der Allgemeinmedizin gerecht zu werden.

Zunächst ziehen wir allgemein den Begriff „Arzt in Weiterbildung“ dem des „Assistenten“ vor. Letzterer ist negativ besetzt als nicht-vollwertiger Arzt und daher auch vom 112. Deutschen Ärztetag verlassen worden.

Der Artikel vermittelt unserer Lesart nach den Eindruck, dass Fördergelder alleine ausreichend wären, um Ärzte für das Fach und die Weiterbildung Allgemeinmedizin zu begeistern. Tatsächlich ist eine angemessene Vergütung eine wichtige Voraussetzung für die Weiterbildung zum Allgemeinmediziner. Sollten die vorgestellten Förderbeträge so umgesetzt werden, dürfte es in Zukunft deutlich mehr Praxen möglich sein, Ärzte in Weiterbildung nach Tarif zu bezahlen. Hierdurch wird die Bezahlung im Vergleich zu anderen Fächern jedoch lediglich angeglichen. Dies war längst überfällig. Im DÄ-Artikel „Warten auf den Hausarzt“ wird hingegen dargestellt, dass die Allgemeinmedizin im Vergleich zu anderen Fächern durch die Förderung sogar bevorzugt würde.

Die Weiterbildung in der Allgemeinmedizin nimmt sowohl durch den mehrfach notwendigen Wechsel der Fachgebiete als auch durch die obligatorische Praxisphase eine Sonderrolle ein.

Die Weiterbildungsphase in der Praxis wäre ohne Förderung zum derzeitigen Zeitpunkt kaum möglich, so dass das Förderprogramm Allgemeinmedizin eine Voraussetzung ist, dass die Weiterbildung Allgemeinmedizin überhaupt abgeschlossen werden kann und junge Hausärzte als nächste Generation nachfolgen.

Unerwähnt blieben in dem Artikel die kürzlich gegründeten und erfolgreichen Verbund-Weiterbildungsprogramme wie z.B. in Baden-Württemberg (3), Jena (4), Hamburg, Kamen, Lichtenfels/Oberfranken (5) und Verden, die bereits großen Zulauf haben. Durch diese Strukturen werden Rotationen durch die verschiedenen Fächer organisiert und zunehmend auch Schulungstreffen (6) sowie eine Mentorenbetreuung integriert. Dadurch wird die Weiterbildung in der Allgemeinmedizin erleichtert und in ihrer Qualität und Attraktivität erheblich angehoben. Diese Leuchtturmprojekte zeigen erste Interpretationen des Idealfalls von strukturellen und inhaltlichen Verbesserungen für die Weiterbildung zum Allgemeinmediziner in einem Guss.

In einzelnen Regionen, wie in dem Artikel einzig genanntem Beispiel Brandenburg, aber auch in Sachsen-Anhalt (KOSTA (7)), mag es trotz gut etablierter Strukturen noch zu keinem Durchbruch gekommen sein. Grund dafür könnten fehlende Inhalte dieser Projekte sein. Aus dem noch ausstehenden Erfolg dieser Initiativen sollte daher kein geringer Bedarf bzw. kein geringes Interesse an Weiterbildung in der Allgemeinmedizin abgeleitet werden.

Es bleibt auch unklar, inwieweit die beiden befragten Kollegen in Weiterbildung angesichts ihres Alters und ihrer Entscheidung, die Allgemeinmedizin als „zweite Wahl“ ihrer Spezialisierung zu sehen, repräsentativ sind für die bundesweite Situation. Innerhalb der JADe sehen wir viele junge Ärzte, die sich frühzeitig und bewusst für eine Weiterbildung in der Allgemeinmedizin entscheiden. (8)

Aktuell hat weniger als die Hälfte der medizinischen Fakultäten in Deutschland überhaupt eine allgemeinmedizinische Abteilung mit einem allgemeinmedizinischen Lehrstuhl. Wie sollen sich Medizinstudierende für ein Fachgebiet begeistern, welches zwar in der Versorgung einen großen Stellenwert einnimmt, universitär jedoch noch in den meisten Fällen höchstens am Rande repräsentiert ist? Auch hier ist es für uns offenkundig, dass eine finanzielle Förderung der Weiterbildung allein nicht zu dem erwünschten Erfolg führen kann.

Wir wünschen uns auch für kommende Generationen von Ärzten den Zugang zu einer Weiterbildung, in der strukturelle und inhaltliche Elemente auf die Tätigkeit des Hausarztes selbstverständlich ausgerichtet sind. Die JADe wird sich gerne an der Ausarbeitung von Struktur und Inhalt der Weiterbildung Allgemeinmedizin beteiligen.



(1) Steinbrook R. Easing the shortage in adult primary care-is it all about money? N Engl J Med 2009; 360: 2696-9.

(2) Korzilius H. Förderprogramm Allgemeinmedizin: Warten auf den Hausarzt. Dtsch Arztebl 2009; 49: A2450-A2453.

(3) http://www.weiterbildung-allgemeinmedizin.de/ (besucht am 09.12.09)

(4) http://www.allgemeinmedizin.uni-jena.de (besucht am 09.12.09)

(5) Bawidamann G. Verbund-Weiterbildung: Angekommen in der Provinz. Der Allgemeinarzt 2009; 19: 69.

(6) Steinhäuser J, Joos S, Ledig T, Peters-Klimm F. FORUM Weiterbildung - gegen Zufall und Beliebigkeit - Beitrag zur Entwicklung einer die Weiterbildung begleitende Gruppe. Z Allg Med 2008; 84: 336-339.

(7) Koordinierungsstelle für die Weiterbildung von Fachärzten für Allgemeinmedizin in Sachsen-Anhalt

(8) http://www.jungeallgemeinmedizin.de/ (besucht am 12.12.09)




Autor: JADe