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Schwerer Angriff auf die hausärztliche Versorgung


Mit Bestürzung haben wir erfahren, dass die Bundesregierung im Rahmen ihres Sparpaketes für das Gesundheitswesen die Weiterentwicklung der hausärztlichen Versorgung mit sogenannten Hausarztverträgen beenden möchte. Vor dem sich abzeichnenden schweren Ärztemangel, besonders in ländlichen Regionen, ist dies ein Schlag ins Gesicht jedes engagierten Hausarztes. Bis 2020 ist zu erwarten, dass über 40 Prozent der jetzt praktizierenden Hausärzte in den Ruhestand gehen werden. Zur Zeit ist nirgends eine ausreichende Anzahl an Nachwuchsärzten in Sicht. Somit wird sich in den nächsten Jahren eine immer größer werdende Versorgungslücke auftun. Innerhalb der Hausärzteschaft gab es Bestrebungen, die Situation zu verbessern und den Beruf für den Nachwuchs attraktiver zu machen. Dies sollte mit Hausarztverträgen geschehen, die freiwillig neben der Struktur der Kassenärztlichen Vereinigung eine verbesserte Versorgung bei reduzierter Bürokratie ermöglichen sollte. Diesen Weg wollen nun einflussreiche Kräfte in der Regierungskoalition versperren.

Vielmehr soll die Hausärzteschaft weiterhin im System der Kassenärztlichen Vereinigung verbleiben, welches sich seit Jahren unfähig gezeigt hat, eine ausgeglichene und ausreichende Versorgung zu organisieren. So müssen zum Beispiel die Hausärzte in Hessen Honorareinbußen von 6 Prozent im dritten Quartal hinnehmen. Damit werden auch bisher noch motivierte junge Ärzte in andere Fachgebiete getrieben und der zunehmende Hausärztemangel weiter verschärft werden. Dies ist umso unverständlicher, als quer durch die Parteien das Problem des Ärztemangels erkannt wurde und nach Lösungskonzepten gesucht wird. Aufgrund der langen Aus- und Weiterbildung von mindestens 11 Jahren, ist hier ohne Mitwirken der Politik keine schnelle Lösung möglich. Begründet werden diese Einschnitte mit einem angeblichen Defizit der gesetzlichen Krankenversicherung von 11 Milliarden Euro. Niemand kann bislang erklären, wie diese Zahl zustande gekommen ist. Unseres Erachtens wird diese Summe dazu verwendet, um die geplante Rosskur zu legitimieren. Ein Schelm, der Böses dabei denkt!

Für die Patienten bedeutet das, dass die wohnortnahe Versorgung in der Fläche in Zukunft zunehmend gefährdet ist. Konkret heißt das, dass die heute bestehende Möglichkeit, Hausbesuche anzufordern, wegfallen wird und der kurzfristige und unbürokratische Zugang zu Ärzten erschwert wird. Somit wird es wohl weniger Ärzte geben, die in der immer komplizierter werdenden Versorgungslandschaft ein Anwalt der Patienten mit Überblick sind. Auch kann es einem Patienten nicht egal sein, wenn ein Arzt für seine Tätigkeit – und mag sie noch so hochqualitativ sein – vom System mit einem Linsengericht abgespeist wird. Viele Patienten stellen sich heute schon die Frage, wo das Geld, das sie für die Krankenkasse bezahlen, versickert.

Wir fordern daher die Bundesregierung und alle Bundestagsabgeordneten jedweder Partei auf, diesen Unsinn nicht mitzumachen. Wir wünschen uns im Interesse einer weiterhin guten Versorgung unserer Patienten in Stadt und in Land die flächendeckende Einführung von Hausarztmodellen mit Regeln, die wir selbst mit den Krankenkassen verhandelt haben. Internationale Erfahrungen zeigen ganz eindeutig, dass Modelle dieser Art, wie zum Beispiel die Regelversorgung in den Niederlanden, erheblich zu einer Kostenkontrolle beitragen.

Dr. med. Christian Haffner, Hausärzteverband, Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin, Junge Allgemeinmedizin Deutschland (JADe, www.jungeallgemeinmedizin.de)

Dr. med. Wolfgang Pilz, Hausärzteverband Wetteraukreis, Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin


Autor: Der Neue Hippokrates