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Wohin geht das ganze Geld im Gesundheitswesen?


Teil 1: Die Pharmaindustrie

Unserem Gesundheitssystem fehlt es nicht an Geld. Kaum eine Nation, ausgenommen vielleicht die USA, gibt soviel Geld für die Gesundheit aus. Doch bei den Leistungsträgern, den Ärzten und Krankenschwestern, kommt immer weniger Geld an. Ein Hausarzt muss inzwischen eine Rundumversorgung seiner Patienten für 12 Euro im Monat gewährleisten. Umsatz, nicht Gewinn, wohlgemerkt.

Doch in anderen Bereichen steigen die Gewinne unentwegt, und die jetztige Regierung tut alles, um diese Tendenz noch zu verstärken. In einer kleinen Reihe auf dem Neuen Hippokrates will ich die Gewinner der Gesundheitsreformen beim Namen nennen.

Heute titelt der Spiegel: Pharma-Giganten kassieren in Deutschland ab.
Sie können den Preis für neue Medikamente selbst festlegen und die Kosten neuer (was nicht heißt besserer) Medikamente liegen 50 bis 100 Prozent höher als im Vergleichsland Schweden.

Der Vergleich mit anderen Ländern, zum Beispiel Spanien, dürfte noch heftiger ausfallen. Wer einmal im Urlaub in einer spanischen Apotheke gewesen ist, weiß, dass dort die Medikamente nur ein Bruchteil des Preises kosten.

Die Arzneimittelausgaben in Deutschland sind im letzten Jahr mal wieder um 4,8 Prozent gestiegen. Preistreiber sind vor allem Spezialpräparate für Bluthochdruck und Diabetes. Dies verwundert nicht, da die Pharmaindustrie für diese Volkskrankheiten Jahr für Jahr neue Präparate auf den Markt wirft. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Medizin, einst von der SPD Regierung als Wächter über den Nutzen neuer Medikamente vorgesehen bescheinigt fast allen neuen Diabetes und Blutdruckmedikamenten der letzten Jahren, dass sie gegenüber den alten Medikamenten quasi keinen Zusatznutzen haben, bei allerdings unklaren Risiken und einem vielfach höheren Preis. Die erste Amtshandlung von Minister Rösler war folglich, den Leiter des Instituts durch Absetzung maultot zu machen.

Doch auch die Medikamente die schon lange auf dem Markt sind und von vielen verschiedenen Firmen als so genannte Generika nachgeahmt werden, sind in Deutschland viel teurer als im Ausland. Hier sind im Vergleich zu Schweden Preissteigerungen von über 500 % häufig. In Spanien kosten die Generika meist zwischen 1 und 4 Euro pro Packung, in Deutschland werden mindestens 11 bis zu über 60 Euro pro Packung fällig.

Die Krankenkassen könnten nur durch Absenkung der Arzneimittelpreise auf schwedisches Niveau bereits 9,4 Milliarden Euro im Jahr sparen. Würde man dann noch Scheininnovationen, die keinen Zusatznutzen bringen, aus dem Leistungskatalog streichen, wären weitere viele Milliarden Einsparpotential vorhanden.

Doch dies ist in unserem Land nicht gewünscht. Das Geld der Beitragszahler soll lieber zur Quersubvention der internationalen Pharmakonzerne benutzt werden. Diese geben übrigens weit mehr Geld für Lobbyarbeit und Werbung als für Forschung aus. Zudem wird weit weniger an Medikamenten geforscht, die die Welt wirklich bräuchte (zum Beispiel gegen die Tuberkulose) sondern nur am einhundertsten Blutdruckmittel, das kein Mensch braucht. Den Menschen wird aber in der Werbung eingebläut, die hohen Preise kämen durch hochwertige Forschung zustande.

Machen wir uns nichts vor: dieses Land ist durch und durch korrupt. Die Korruption fängt bei den Politikern an, die sich von den Lobbyisten kaufen lassen und setzt sich bis in die Praxis von tausenden von Ärzten fort, die Pharmavertreter empfangen und ihr Verordnungsverhalten durch kleine Geschenke, Einladungen zu Fortbildungen etc. beeinflussen lassen. Nur eine kleine Gruppe von Ärzten wehrt sich im Netzwerk www.mezis.de gegen diesen Wahnsinn.


Autor: Dr. Heuteufel