W E R B U N G
Verbietet Pharmavertreter in Klinik und Praxis!






Kürzlich war ich Stationsarzt in einer Klinik in der inneren Medizin. Ich arbeite für verschiedene Krankenhäuser, Praxen und Notdienstzentralen auf Honorarbasis. In den Medikamentenlisten sind mir gleich viele Namen von Originalpräparaten aufgefallen, die wir in den Praxen gar nicht mehr verschreiben dürfen, ohne
(...) in Regress genommen zu werden, weil sie zu teuer sind oder die Wirksamkeit nicht belegt ist. Als einfachstes Beispiel kann ich ACC akut als Schleimlöser nennen, der schlechter wirkt als nur warmes Wasser alleine oder zumindest nicht besser als ein Placebo. In dieser Klinik war es zum Beispiel viel von „HEXAL“, das verschrieben wurde, so dass es mich nicht wundert, wenn die Patienten sich nur den Firmennamen merken. Auf die Frage: „Welche Medikamente nehmen Sie denn ein?“, habe ich von mehreren Patienten die Antwort: „Ich nehme HEXAL ein“, gehört. Wie gut wirkt doch die Marketingstrategie der Pharmaunternehmen. Und wie teuer kommt sie die Solidargemeinschaft zu stehen.


Dann kam ein Pharmavertreter auf die Station, der alle sechs Stationsärzte der Inneren um sich versammelte und drei Medikamente anpries, wie ein Verkäufer auf dem Markt. Er packte seine bunten Faltblättchen aus und erzählte unter anderem etwas über die Wirkstoffe Indacaterol und Aliskiren. Natürlich nannte er die Kunstnamen für die Medikamente, denn die will er ja verkaufen. Die Kollegen nickten mit den Köpfen und waren von den „Vorteilen“ der Medikamente sichtlich beeindruckt, schauten zustimmend auf die bunten Faltprospekte der Pharmaindustrie, die klar zeigten, warum diese Medikamente so wichtig sind. Als Facharzt für Allgemeinmedizin bin ich bei solchen Verkaufsstrategien sehr empfindlich und recherchierte im Hintergrund im arznei-telegramm. Dort wird über beide Wirkstoffe ein vernichtendes Urteil gefällt, das ich in der Zusammenfassung vortrug. Für Aliskiren bestehe kein Vorteil gegenüber den bereits bewährten Blutdruckmedikamenten, es sei nicht geklärt, ob es Krebs auslöse, es sei schlecht steuerbar und teuer. Dem Herrn von der Pharmaindustrie gefiel das sichtlich nicht, zumal die Kollegen nun auf den Zug aufsprangen und ihm diese Argumente an den Kopf knallten. „Teuer ist der Vorwurf“, versuchte der Verkaufsstratege nun zu retten, was von dem Verkaufsgespräch noch zu retten war. „Jede Innovation ist teuer, das ist der Preis für den Vorschritt.“ „Nur schlecht, wenn die Patienten dann an Krebs sterben, wenn sie Ihr Medikament einnehmen“, entgegnete ich. Dann kam der Trick mit den Studien, die er in groben Auszügen auf seinen Faltblättchen als Ass im Ärmel hatte: „Eine Studie in der renommierten Fachzeitschrift soundso hat aber klar den Vorteil von unseren Medikamenten gezeigt.“ Was denn der harte Endpunkt sei, wie die Mortalität, wollte ich wissen. Ja, das sei noch nicht bewiesen, aber die Patienten würden weniger Eiweiß ausscheiden, wenn sie das Medikament einnehmen würden und gleichzeitig einen schweren Diabetes mellitus Typ II hätten. Da er merkte, dass er keinen Blumentopf gewinnen konnte, beendete er das Gespräch: „Ich bin ja schon froh, wenn sie Aliskiren bei schwer zuckerkranken Patienten mit Proteinurie einsetzen“ und ging.


Da frage ich mich: Warum erlauben wir, dass massenweise Pharmavertreter Ärzte besuchen und ihre Verkaufsgespräche führen dürfen? Gefühlt seien 100% nicht richtig, was die Pharmavertreter in den Gesprächen mit Ärzten verbreiteten, sagte Hausarzt Dr. Wolfgang Blank vor kurzem im Gespräch mit Maybrit Illner im Fernsehen: Link zum Video . Es sei nachgewiesen, dass es in Wirklichkeit nur 90% nicht richtige Informationen seien. Deshalb empfange er grundsätzlich keine Pharmavertreter mehr in seiner Praxis. Ein Vorbild, um das Gesundheitswesen von schlechten und teuren Medikamenten zu befreien und Kosten zu sparen. Hier muss die Politik dringend handeln. Oder ist sie nur ein Spielball der Pharmalobby, die wohl auch das letzte große Arzneimittelgesetz „Arzneimittelneuordnungsgesetz (AMNOG)“ geschrieben hat? Nur zusammen können wir das Gesundheitssystem von unlauteren Methoden der Pharmafirmen befreien, die, wie in diesem Fall, mit voller Absicht Unwahrheiten verbreitet und Menschen potentiell schädigt, um ihre Gewinne zu maximieren.


Autor: Empört-Euch





Kommentare zu dieser News:

Datum: So 06 Nov 2011 13:18
Von: Stationsarzt


Auch ich bin ein Stationsarzt im Krankenhaus. Auch zu uns kommen regelmäßig Pharmavertreten mit ihren Geschenkkulis und bunten Studienblättchen. Ich empfange sie nicht und rede nicht mit ihnen. Teile ihnen freundlich mit, dass ich aus Prinzip keine Infos von Pharmavertretern wünsche und das nichts mit der Person persönlich zu tun hat. JEDES Mal gibt das trotzdem eine Diskussion. Jedes mal kostet es mich wertvolle Minuten, denn ich bin leider kein unhöflicher Mensch, der jemanden einfach stehen lässt. Ich hasse es! Ich möchte mich gerne unabhängig informieren und meiner Meinung nach KANN ein Pharmavertreter, der NATÜRLICH die Interessen seines Hauses vertritt dieses NICHT gewährleisten!

Immerhin steht mein Chef hinter mir, der selber auch das arznei-telegramm liest, und ich werde nicht von oben gezwungen, mit diesen Menschen zu reden!

Dennoch sollte es meiner Meinung nach einfach gar keine Pharmavertreter geben! Der Berufszweig ist sinnlos, parteiisch - und scheint sich leider doch wirtschaftlich zu lohnen, sonst würde es sie ja nicht geben!

Datum: Mo 09 Sep 2013 21:39
Von: Tamara


Es ist leider nicht nur so, dass uns die Pharmaindustrie mit nicht ausreichend getesteten Medikamenten, die erst im Krankenhaus - oder Praxisalltag auf Kosten der Patienten ausgetestet werden, beglücken will,nein! Denn dort,wo eindeutig Heilung günstig möglich wäre, selbst für gefährliche chronische Krankheiten wie Malaria oder andere bakteriell verursachte Krankheiten wird sie ganz bewußt hintertrieben und eine Markteinführung unmöglich gemacht. So wird maximaler Verdienst auf Kosten der Patienten möglich.Wo bleibt unser Geist des Hippokrates und der Widerstand der Ärzteschaft diesen Machenschaften gegenüber? Wo bleibt der freie und nicht korrumpierte Denker?! Machen wir uns alle zu Hilfsgenossen und lassen das zu?! Wer wundert sich da, dass immer mehr Menschen ihre Achtung vor dem Ärztestand verlieren und ein Skandal den anderen jagt?! Wann geht es dem Arzt für Naturheilverfahren an den Kragen?! Sind wir die nächsten? Warum werden Alternativmedizin und - methoden schon von der Lobbyistenschaft aus dem Europaparlament gerade jetzt ganz still und heimlich im Hintergrund, kaum beachtet von der Öffentlichkeit, langsam das Wasser abgegraben? Vielleicht braucht man sie noch einmal sehr, diese angeblich fragwürdigen Methoden, die teilweise schon tausende Jahre Erfahrung beinhalten; nämlich dann, wenn wir merken, dass der unbändige und unreflektierte Glaube an das Können der Pharmaindustrie dem Können und der Wandlungsfähigkeit der Erreger gegenübersteht.Siehe Antibiotika.