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Die im Dunkeln sieht man nicht (aus Dreigroschenoper)


Baader-Meinhof waren naiv! Mit ihren Anschlägen auf Generalbundesanwalt, Arbeitgeberpräsident und US-Kaserne habe sie seinerzeit vielleicht Aufsehen erregt. Das selbstgesteckte Ziel, die Macht der Mächtigen zu schwächen, haben sie dagegen um Meilen verfehlt: die Mächtigen, das sind ganz Andere, die stehen nicht im Scheinwerferlicht.

Gerade im Gesundheitswesen erleben wir derzeit eine derartige „Vergenz der Macht“ (aus „Krieg der Sterne“): Nur so ganz nebenbei wurde gemeldet, dass zukünftig das Göttinger Aqua-Institut für die „Erarbeitung sektor-übergreifender Methoden zur Messung und Sicherung von Qualität in der Medizin“ zuständig sein wird, ähnlich dem IQWIG (Wikipedia: IQWIG), das inzwischen praktisch die gesamte Medikamentenversorgung unter selbst definierten (und auch selbst negierten) „Qualitätsaspekten“ regelt. Der Gemeinsame Bundesausschuß G-BA, der damit politisch beauftragt ist, kann entsprechende „Empfehlungen“ nur noch abnicken; tut er’s nicht, wird’s nach Belieben von der Politik gekippt.


Pikant dabei ist, dass das Aqua-Institut einerseits Ärzten gegen teures Geld Qualitätszertifizierungen verkauft (die sind seit der letzten Änderung des Sozialgesetzbuches SGB V durch Frau Gesundheitsministerin Schmidt gesetzlich vorgeschrieben), andererseits genau diese „Qualität“ unter dem Namen „Europäisches Praxisassessment - EPA“ erst „entwickelt“ (erinnert mich an die „EPA’s = Einsatzpaket bei der Bundeswehr: Kartons, gefüllt mit einer – mengen-, kosten- und qualitäts-garantierten – Tagesration für den gemeinen Soldaten; genauso hat’s auch geschmeckt) - im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung! Wer sich nun bei Wikipedia zu „Bertelsmann-Stiftung“ schlau macht, dem graust’s über die hier belegten sozialen Vorstellungen, den knallharten Neoliberalismus und die Rücksichtslosigkeit der Verflechtung zur Macht! Im Übrigen gibt die Bertelsmann-Stiftung selbst unumwunden zu, dass sie nicht – wie andere Stiftungen – Forschung unabhängig fördert, sondern ganz gezielt selbst forscht/forschen lässt mit mehr oder weniger vorgegebenen Ergebnissen!


Nun ist gegen Qualität ja grundsätzlich nichts einzuwenden. Aber: „ Qualität“ kommt vom lat.: qualitas (Beschaffenheit), stellt als eine Beschreibung der jeweiligen Position auf einem Maßstab dar. Wer aber den Maßstab definiert, der hat die Macht!


Bisher haben die deutschen Ärztekammern (analog der Kammern andere Berufe, z.B. der Juristen) die Qualitätskriterien der deutschen Medizin festgelegt. Nach einer Phase, in der jeder Dahergelaufene, besonders Yellow-Press-Schreiberlinge, meinte, seine persönlichen „Qualitäts“-Vorstellungen als Maß aller Dinge publizieren und einfordern zu müssen, haben sich nun die Mächtigen Deutschlands der Sache angenommen: Wenn man die Empfehlungen der Bertelsmann-Stiftung an Bundeskanzler Schröder zur Sozialversicherung und deren Umsetzung in den Hartz-IV-Gesetzen (ALG II) ansieht (Wikipedia: Bertelsmann-Stiftung - Thesen) und sich dann die Empfehlungen zur Gesundheitsversorgung und die „Qualitäts“-Vorstellungen ansieht, dann kann ich mir schon die Zeit von „Deutschland als Urlauberparadies“ vorstellen: nein, nicht als Schlaraffenland für alle, sondern als entvölkertes Naturschutzgebiet für Reiche!

Ein Schelm, der dabei böses denkt, wenn sich dann Frau Brigitte Mohn (eine der Haupterbinnen und Vorstandsmitglied der Bertelsmann-Stiftung), Frau Susanne v.Kladden geb. Quandt (Wikipedia: „Quandt (Familie)“), Hauptaktionärin der Rhön-Klinikum AG (mit Prof. Lauterbach MdB-SPD und Frau Brigitte Mohn im Aufsichtsrat) mit der Kanzlerin zum Damenkränzchen treffen - und wer dann aus der Presse erfährt, dass die Rhön-Klinikum AG für das vergangene Jahr einen R E I N G E W I N N von sage und schreibe 123 Millionen €uro ausweist, wo überall sonst im Gesundheitswesen zu wenig Geld vorhanden ist.


Autor: der Landarsch